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liegt bei den jeweiligen Autoren bzw. Fotografen

 

Das Haiku im Deutschen

 

Martina Sylvia Khamphasith

Diethelm Kaminski

 

 

Genremerkmale

Erläuterung

Persönliche Bemerkungen

1.  

Begriff

Haiku ist ein Oberbegriff, der sowohl das traditionelle Haiku als auch das Senryu einschließt

 

2.  

Wurzeln

Japanisches Kurzgedicht

Hat sich seit dem 19. Jh. als eigenständige Lyrikform durchgesetzt und wird in den einzelnen Sprachräumen individuell weiterentwickelt.

3.  

INHALT

Alle Themen des täglichen Lebens, einschließlich Natur, Traum und Gedankenwelt.

 

 

4.  

Haiku-Moment

 

Der Leser soll die im Haiku beschriebene Situation miterleben können und sich in die Situation einbezogen fühlen.

 

Objektiv nicht fassbar, abhängig von Erfahrung, Wissen und Persönlichkeit des Lesers.

     Dies kann z.B. geschehen durch Bilder, die die Sinne (Geschmack, Geruchssinn, Sehsinn, Tastsinn, Hörsinn) des Lesers ansprechen.

Ein Verzicht auf diese Forderungen würde leicht zu einer Qualitätsminderung des Haiku führen.

 

5.  

Nachhall

Das Haiku soll lange im Leser nachwirken.

 

Objektiv nicht fassbar, da jeder Mensch anders empfindet und reagiert.

 

Haiku, die zu einem speziellen Anlass geschrieben werden und darüber hinaus an Wirkung verlieren, haben ebenfalls ihre Berechtigung. Der Autor begnügt sich mit dem Erfassen punktueller flüchtiger Eindrücke (impressionistisch) und legt keinen Wert auf Langzeitwirkung.

 

6.  

Transzendenz

Mehrdeutigkeit

Formulierungen, die einen Nachhall ermöglichen

Nicht immer realisierbar.

7.  

FORM

Das Haiku besteht aus drei Zeilen nach dem Silbenschema 5-7-5

 

Neben dieser Haiku-Form bestehen auch gleichberechtigt andere Formen, auf die hier aber nicht eingegangen wird.

8.  

Silbenschema

Die Einhaltung der traditionellen Silbenfolge 5 – 7 – 5 verlangt dem Schreiber größere Disziplin und geistige Anstrengung ab, birgt allerdings auch die Gefahr, dass der Autor sich vorschnell mit der Erfüllung des Silbenschemas zufrieden gibt.

Das Silbenschema ist das einzige Kennzeichen, an dem Laien das Genre Haiku erkennen.

Eine Möglichkeit der Anordnung der drei Zeilen kann folgendermaßen aussehen:

 

1. Zeile: Sujet

2. Zeile: Spannungsbogen

3. Zeile: Lösung.

 

Hier gibt es aber  viele verschiedene Möglichkeiten.

 

Haiku im freien Stil, das heißt ohne Bindung an das 5-7-5 Silbenschema, lassen sich oft nicht mehr von einem Prosahalbsatz unterscheiden.

Es droht der Verlust der poetischen Form, die bei extremer Kürze nicht einmal mehr im Kern erkennbar wird.

9.  

Zäsur

Jede Zeile umfasst eine Sinneinheit. Nach der 1. oder zweiten Zeile erfolgt eine Zäsur.

Durchgehende Sätze sind möglich, aber besser zu vermeiden.

Diese Einteilung ist besonders für das gesprochene Haiku sinnvoll, weil eine Dreiteiligkeit nur durch Sprechpausen am Zeilenende erreicht werden kann.

Im geschriebenen Haiku (auch bei konkreter Poesie) kann zugunsten des Inhalts davon abgewichen werden.

Die strenge Einhaltung dieser Regel kann zu Monotonie führen.

10.   

Sprache

Ein Gedicht ist ein Sprachkunstwerk. Alle stilistischen, sprachlichen, und klanglichen Mittel sonstiger Lyrik sind auch im Haiku legitim. Dennoch sollte die Sprache einfach, klar und verständlich sein.

Besonders Stilmittel, die den Klang beeinflussen, sind beim Haiku zu bevorzugen Z.B. Alliterationen und Lautmalerei.

Insgesamt sollte man sich um eine klare, einfache und verständliche Sprache bemühen.

11.   

Satzzeichen

Es gelten die gleichen Regeln der Grammatik und Orthographie wie auch in allen anderen Texten.

Besondere Bedeutung kommt dem Gedankenstrich zu, der eine Zäsur nach der 1. oder 2. Zeile kennzeichnen kann.

Ellipsen sind ganzen Sätzen vorzuziehen.

12.   

Metrum

Freie Rhythmen.

Der regelmäßige Wechsel von Hebungen und Senkungen übt einen nicht unerheblichen  Einfluss auf den Klang des Haiku aus.

 

Die Wahl des Silbenschemas

5-7-5 bietet mehr Möglichkeiten, auf den Klang zu achten als das Kurzformat.

13.   

Jahreszeitenwort

Der Bezug zu einer Jahreszeit ist automatisch gegeben, wenn Ereignisse in der Natur beschrieben werden.

Geschehnisse, die unabhängig von einer bestimmten Jahreszeit stattfinden, können auch im Haiku ohne Jahreszeitenwort beschrieben werden.

14.   

Bindung an Zen -Philosophie

Abhängig von der Weltanschauung des Autors bzw. Lesers

In der Moderne und aus europäischer Sicht verzichtbar.

Für uns nicht relevant.

15.   

Foto-Haiku

Bild und Text bilden eine untrennbare Einheit, wobei der Text keine bloße Beschreibung des Fotos sein darf und das Foto nicht nur eine Illustration des Haiku. Bild und Haiku ergänzen einander.

Es ist aber durchaus möglich, dass ein Foto-Haiku auch ohne das dazugehörige Foto verständlich ist.

 

Vientiane / Köln, 12.06.2005