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LAOS

Kurzgeschichten

Am Ende der Welt

Frank und Josef waren erfahrene Globetrotter. Gemeinsam waren sie schon durch viele berühmte Städte, Wüsten, Gebirge und Flusslandschaften auf allen Kontinenten gereist. Nun war es ihr Traum, eine Gegend zu finden, in der vor ihnen noch nie jemand gewesen war. Neuland wollten sie entdecken. Nicht um berühmt zu werden, einfach nur aus Neugierde.
Sie hörten von Laos, von undurchdringlichen Regenwäldern, zerklüfteten Berghängen, angeblich unbewohntem Land.
Bestens ausgerüstet mit Proviant und technischem Gerät machten sie sich auf den Weg. Von der Hauptstadt aus flogen sie mit einer kleinen chinesischen Verkehrsmaschine in den hohen Norden.
Sie liefen tagelang durch den Wald, doch immer wieder begegneten ihnen Menschen. Die einheimischen waren sehr freundlich zu ihnen, bewirteten sie mit dem Wenigen, was sie selber hatten. Frank und Josef wanderten weiter. Beschwerlich wurde ihr Weg, Lianen und umgestürzte Bäume ließen sie nur langsam vorankommen. Immer wieder fanden sie im Gestrüpp alte zerbeulte Colabüchsen und Plastiktüten.
Endlich schien es so weit zu sein: Seit drei Tagen war ihnen kein Mensch mehr begegnet. Das Letzte, was sie an die Zivilisation erinnerte, war ein verrostetes Schild mit einem Totenkopf drauf. Das war aber auch schon zwei Tage her ...
Müde, aber froh, setzten sie sich unter einen Baum. Josef machte ein kleines Feuer, um eine Gulaschdose aufzuwärmen. Nach dem Essen nahm Frank eine Machete, lockerte den Boden und streute Sand auf die glühende Asche. Der Boden war recht hart in der Trockenzeit und Frank musste viel Kraft aufwenden, um ein paar Krümel loszubrechen. Plötzlich krachte es gewaltig, ein heller Blitz blendete sie. Dann war es wieder still. Frank stöhnte: Sein linkes Bein war vom Splitter einer Landmine gestreift worden. Er konnte nicht mehr weitergehen. Und kein Mensch weit und breit, der ihnen helfen konnte.
 

Martina Sylvia Khamphasith
26.09.2006