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LAOS
Anekdoten
Wie die Fliegen in den Abfall kamen

Ähnlich wie die Heinzelmännchen in Köln lebt in Vientiane das Volk der Hausgeister.
Die Menschen errichten vor ihren Häusern kleine Tempel, in denen die Geister wohnen sollen. Die sind recht anspruchslos: Ein Glas Wasser, ein paar Räucherstäbchen gegen die Mücken, ein bisschen Klebreis – mehr brauchen sie nicht. Dafür schützen sie die Häuser und ihre Bewohner vor Diebstahl und Krankheiten. Wenn sie dem Haus besonders viel Glück bringen, bekommen sie auch Ringelrosen und Parfüm, darüber freuen sich die kleinen Wesen besonders.
Auch in der Geisterwelt gibt es inzwischen Arme und Reiche – je nachdem, in welchem Tempelchen sie wohnen. Ihre Behausungen sind aus Wellblech, Holz, Bambus, Zement oder Marmor. Wohnen sie in einem Villenviertel, bekommen sie sogar Cola und Schmuck.
In vielen Krankenhäusern, in denen es mit der Hygiene manchmal nicht so gut bestellt ist, findet man auf den Gemeinschaftstoiletten kleine Geisterhäuschen – in der Hoffnung, die Geister schützen die Kranken vor Infektionen. Auch hier ziehen Geister ein und tun ein gutes Werk.
So läuft das schon seit Jahren problemlos.
Eines Tages ereignete sich aber Folgendes: In einer gutgehenden Gaststätte fiel sehr viel Abfall an. Keiner hatte Zeit, sich um die Entsorgung des Mülls zu kümmern. Der türmte sich am Straßenrand. Der Besitzer überlegte, wie er der Situation Herr werden könne, denn er wusste genau, dass die Krankheitskeime im Müll sich ausbreiten könnten. Er baute ein kleines Geisterhaus in der Hoffnung, die Geister würden ihn beschützen. Er nahm sich aber keine Zeit, dass Tempelchen wohnlich zu gestalten, geschweige denn, Nahrung für die neuen Bewohner bereitzustellen.

De Geister waren entsetzt. Sie riefen den Rat der Hohen Geister ein und diskutierten, wie sie die Menschen bestrafen könnten für so viel Acht- und Respektlosigkeit.
So versetzten sie alle Müllberge, Müllcontainer und Mülltüten mit Fliegeneiern.

Seitdem surren über jedem Abfall die Fliegen. Die Geister haben allerdings nicht damit gerechnet, dass die Menschen sich so schnell damit abfinden können.

Martina Sylvia Khamphasith
27.03.2006